Werte und Normen
Selbstverständnis des Faches
Das Unterrichtsfach Werte und Normen leistet einen gewichtigen Beitrag, um „(…) die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Christentums, des europäischen Humanismus und der Ideen der liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen“ (vgl. §2 des Niedersächsischen Schulgesetzes) weiterzuentwickeln.
Obwohl ein gewisser Konsens über gültige Werte und Normen unterstellt werden kann, wird die Lebenspraxis von häufigen und vielstimmigen Diskussionen über Wertvorstellungen und darauf aufbauende Gesellschaftliche Normen geprägt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich jene Wertvorstellungen und Normen aufgrund politischer, historischer, ökonomischer, gesellschaftlicher und religiöser Veränderungen wandeln oder zumindest modifizieren. Mehr oder minder bewusst werden Kinder und Jugendliche zu Zeugen dieser Wandlungen, und oftmals resultiert daraus eine tief greifende Unsicherheit bezüglich der Moralität und Legitimität des eigenen Handelns.
Mit Blick auf religiöse bzw. religionswissenschaftliche Unterrichtsinhalte ist zu betonen, dass das Fach Werte und Normen die Pluralität unterschiedlicher Wahrheitsansprüche in Religionen und Weltanschauungen thematisiert. Diese lernen die Schülerinnen und Schüler im Unterricht zwar kennen, doch eine spezifische Präferenz für eine dieser Positionen ist ausdrücklich nicht intendiert.
Inhaltliche Zielsetzung
Das Unterrichtsfach Werte und Normen bezieht sich auf altersgerechte, adäquate Problemstellungen und Fragen nicht nur der Religions- und Gesellschaftswissenschaften, sondern auch der Philosophie und hier insbesondere auf Fragen der Moralphilosophie bzw. Ethik. Immanuel Kants elementare Frage „Was soll ich tun?“ stellt gewissermaßen ein Leitmotiv des Unterrichtsfaches Werte und Normen dar. Der Unterricht im Fach Werte und Normen leitet somit zur Reflexion über die verschiedenen Orientierungen in der Absicht an, diese bezüglich ihrer Plausibilität, ihrer sozialen Zumutbarkeit sowie ihres Sinnpotenzials zu unterscheiden. Er vermittelt den Schülerinnen und Schülern die Einsicht, dass es konkurrierende Wahrheits- und Weltauffassungen gibt. Diese erfordern einerseits eine Standortbestimmung und andererseits eine Haltung, die von Empathie und Toleranz geprägt ist.
Thematische Umsetzung
- Fragen nach dem Ich (Umgang mit Erfolg und Misserfolg, Sucht und Abhängigkeit, Entwicklung und Gestaltung von Identität, Die Frage nach dem Menschen)
- Fragen nach der Zukunft (Zukunftswünsche und Zukunftsängste, Verantwortung für Natur und Umwelt, Altern, Sterben, Tod, Die Frage nach der richtigen Ordnung)
- Fragen nach Moral und Ethik (Regeln für das Zusammenleben, Freundschaft, Liebe,Sexualität, Ethische Grundlagen für Konfliktlösungen, die Frage nach dem richtigen Handeln)
- Fragen nach der Wirklichkeit (Begegnungen mit Fremdem, Menschenrechte und Menschenwürde, Wahrheit und Wirklichkeit, Die Frage nach der Wahrheit)
- Fragen nach Religionen und Weltanschauungen (Monotheistische Weltreligionen, Leben in einer christlich geprägten Kultur, Weltreligionen und Weltanschauungen)
Methodische Ausrichtung
Selbstkompetenz:
Das Unterrichtsfach Werte und Normen befähigt zu einer differenzierten Auseinandersetzung sowohl mit individuell-existenziellen als auch mit gesellschaftlich-globalen Problemfeldern bei und fördert dadurch die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Diese sollen ein die eigene Persönlichkeit bejahendes und stabiles Ich entwickeln, das sich in Gegenwart und Zukunft den zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Anforderungen zu stellen weiß.
Ethische Urteilskompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler werden für die moralischen und sittlichen Dimensionen menschlichen Handelns sensibilisiert, sowie Unterscheidungs- und Kritikfähigkeit in der Auseinandersetzung mit Handlungs- und Wertfragen im privaten und öffentlichen Leben zu entwickeln. Die Befähigung zur ethischen Urteilsbildung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Der Unterricht strebt das übergeordnete Ziel an, gesellschaftliche und persönliche Herausforderungen unter den Gesichtspunkten des guten und gerechten Lebens, der Freiheit und Verantwortung sowie der Pluralität und Menschenwürde zu interpretieren und zu bewerten. Bei den Schülerinnen und Schülern wird eine Haltung angestrebt, die sich in einer Übernahme von Verantwortung.
Methoden- und Fachkompetenz
Durch regelmäßige Wiederholungen und Intensivierung werden Fähigkeiten und Fertigkeiten schrittweise erlernt und nachhaltig gefestigt. In ihrem konkreten Lebensumfeld werden die Schülerinnen und Schüler mit diversen moralischen Problemstellungen, Widersprüchen und Dilemmata konfrontiert. Aus diesem Grunde ist ihre Fähigkeit zu fördern, Phänomene wahrzunehmen, zu beschreiben und ansatzweise zu strukturieren. Dadurch wird ein altersgemäßes Problembewusstsein möglich. Durch das Heranziehen von Dialogpartnern (auch Experten) werden fachwissenschaftlich relevante Informationen bzw. Positionen in Bezug gesetzt wird (Wissenschaftspropädeutik) und somit das Verstehen und Reflektieren gefördert. Für die Persönlichkeitsentwicklung ist es besonders förderlich, eigene Positionen im Rahmen eines rationalen, von Offenheit und Fairness geprägten Diskurses zu präsentieren, zu legitimieren und ggf. zu revidieren. Denn erst im argumentativen Austausch mit anderen Menschen kann die Befähigung zur ethischen Urteilsbildung hinreichend entfaltet werden.
Sozialkompetenz:
Durch vielfältigen Methodeneinsatz (insbesondere den Einsatz digitaler Medien) werden der soziale Austausch, die Toleranz für abweichende Meinungen, aber auch die Kritik- und Artikulationsfähigkeit der Schüler gefördert.
Unterrichtsergänzende und außerschulische Aktivitäten
Es werden – in Kooperation mit der Fachschaft Religion – Unterrichtsgänge z.B. zum Erfahren der unterschiedlichen Religionen angeboten. Zudem werden digitale Medien genutzt, um die Arbeitsergebnisse einem breiteren Publikum zu eröffnen und damit in einen außerschulischen Dialog einzutreten.
Die Kooperation mit dem Kinderhospiz “Löwenherz” wird maßgeblich durch die Fachschaft Werte und Normen getragen.