Löwenherz
Kooperationsvereinbarung zwischen „Kinderhospiz Löwenherz“ und Gymnasium Zehntklässler lernen den Umgang mit Thema „Tod“

Br.-Vilsen – Der Umgang mit dem Tod sowie mit schwer kranken und sterbenden Menschen ist schon für Erwachsene schwierig. Umso schwieriger empfinden das Kinder und Jugendliche. Wie sollen sie den Betroffenen und deren Angehörigen begegnen? Auf eigenen Wunsch wollten Zehntklässler des Gymnasiums in Bruchhausen-Vilsen tiefer in die Hospizbewegung einsteigen. So tief, dass eine Kooperation zwischen der Schule und dem Syker „Kinderhospiz Löwenherz“ entstanden ist.
Unterschrieben gestern die Kooperationsvereinbarung: (v.l.) Lehrer David Niemann, Schulleiter Reinhard Heinrichs und Fanny Lanfermann, stellvertretende Geschäftsführerin von „Löwenherz“.
Im Unterricht gehe es um eine Enttabuisierung des Themas „Tod“; darum, die Jugendlichen für den Tod zu sensibilisieren und den Umgang mit diesem als normalen Prozess zu begreifen, sagt David Niemann, Lehrer für Politik sowie Werte und Normen am Gymnasium. Außer ihm haben gestern Schulleiter Reinhard Heinrichs und Fanny Lanfermann, stellvertretende Geschäftsführerin des Kinderhospiz’, die Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Damit ist das Gymnasium die zweite Partnerschule des Kinderhospiz’ – nach der Haupt- und Realschule „Altes Amt Friedeburg“ (Ostfriesland). Da sich durchschnittlich ein Viertel bis ein Drittel der Schüler für das Fach Werte und Normen entscheiden, sieht Heinrich die Zusammenarbeit auf „stabilen Füßen“.
Die Vereinbarung berechtigt beide Seiten, sich als Partnerschule beziehungsweise Partnerverein zu bezeichnen. Zum Ausdruck soll das zum Beispiel durch das Logo „Partnerschule“ kommen, das „Löwenherz“ zur Verfügung stellt. Gegenseitige Links auf den Homepages, die gegenseitige Bereitstellung von Informationsmaterial und gegenseitige Besuche sind ebenfalls Bestandteile der Kooperation. Das Hospiz unterstützt die Schule durch Vorträge im Unterricht, während die Gymnasiasten das Hospiz als außerschulischen Lernort erleben und Benefizaktionen zugunsten von „Löwenherz“ veranstalten.
Die Auseinandersetzung mit dem Sterbeprozess und den verschiedenen Vorstellungen über das Leben nach dem Tod steht zwar im Kerncurriculum für den Doppeljahrgang neun und zehn. Doch die Hozpizbewegung als aktuellen Bezug haben die Schüler selbst für sich entdeckt. Niemann räumt dem Thema einen großen Platz im Unterricht ein: ein halbes Jahr. „Es war von Schülerseite so gewollt“, sagt er. Den Anstoß hatte ein Zeitungsartikel über eine Praktikantin im Kinderhospiz „Löwenherz“ gegeben, den mehrere Schüler gelesen hatten. Inzwischen war Vereinsvorsitzende Gaby Letzing zu Besuch, um einen laut Heinrichs „bewegenden“ Vortrag zu halten und mit den Jugendlichen über den Alltag der schwer kranken Kinder zu sprechen.
„Das passt in den Entwicklungsprozess der Schüler im zehnten Schuljahr“, erklärt Niemann. „Sie achten schon darauf, was um sie herum passiert.“ Ein „größeres Interesse am gesellschaftlichen Leben“ stellt auch Lanfermann bei Zehntklässlern fest. Schön fände sie es, wenn einige Jugendliche später die Bewohner des geplanten Jugendhospiz’ begleiten würden. Denn: „Als wir im Vorfeld mit betroffenen Jugendlichen gesprochen haben, war deren wichtigster Wunsch ,kein Personal über 25 Jahren‘.“ Noch ergebe es sich aus dem Thema, dass die ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeiter zur älteren Generation zählen.
Aus einem weiteren Grund sei es wichtig, dass sich der Umgang mit dem Tod in den Wertvorstellungen der Schüler festsetze: „Betroffenen Familien macht die Hilflosigkeit von außen zu schaffen. Sie wollen auch nach dem Schicksalsschlag am gesellschaftlichen Leben teilhaben“, weiß Lanfermann. Es seien die heutigen Jugendlichen, die das später ermöglichen könnten.
http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/landkreis-diepholz/bruchhausen/zehntklaessler-lernen-umgang-thema-tod-1418423.html vom 23.09.2011